UNESCO-Weltkulturerbe, Kamelhauptstadt und sogar ein Flugplatz – nicht schlecht für eine Stadt mit 2500 Einwohnern. Aber wenn Sie schon die 200 km Sandpiste von Tidjikja bis Tichitt zurücklegen, sollte es sich auch lohnen. Der Ort Tichitt bildet das Herz der Region Tagant, die als Dār Tichitt bereits vor Jahrtausenden besiedelt war. Pfeilspitzen- und Werkzeugfunde sind nicht selten, häufig werden diese regional verkauft. Die Stadt Tichitt wiederum wurde im zwölften Jahrhundert gegründet, aber hatte ähnlich wie Tidjikja seinen Höhepunkt im 17. Jahrhundert als Dreh- und Angelpunkt des Dattelanbaus. Auch heute noch zählen die Palmenoasen vor Ort zu den größten des Landes. Weiterhin ist es das dem Sand entnommene Salz, das den Menschen hier ihr Überleben sichert. Für Besucher interessant ist neben den traditionellen Steinhäusern auch die alte Moschee in Tichitt. Wer die Stadt besucht, wird um einen Besuch des kleinen reizvollen Geschichtsmuseums nicht umhinkommen. Auch der lokale Markt ist – wie in jeder mauretanischen Stadt – Zentrum des Geschehens und eine lohnende Visite. Tichitt ist eingebettet in zwei unserer Touren, in denen Sie Mauretaniens Süden kennenlernen. Geplant ist ein eintägiger Aufenthalt, bevor wir über Akreijit und den Elefantenfelsen weiter Richtung Aoukar-Senke und Oualata weiterreisen. Neben der Übernachtung in einer lokalen Auberge können wir auch jederzeit außerhalb der Stadt unsere Zelte aufschlagen.
Die Gegend um Tichitt, das Dār Tichitt, stellt mit die älteste Kulturregion Westafrikas überhaupt dar. Unterschiedliche Phasen der Besiedlung haben zahlreiche Spuren in der Region hinterlassen. Wenngleich Tidjikja heute die Hauptstadt der Region Tagant ist, ist Tichitt die sehenswertere der beiden Städte.
Vor 3000 Jahren war das Dār Tichitt eine besiedelte grüne Landschaft am Rande eines riesigen Sees. Neolithische Überreste belegen Viehhaltung, Landwirtschaft und sogar Fischfang. Hirse, Reis, Sorghum, Süßkartoffeln und Palmenfrüchte ließen sich zu jenen Zeiten noch ernten. Als die Stadt Tichitt im 12. Jahrhundert gegründet wurde, war der See indes längst vertrocknet und die Landschaft hatte sich radikal gewandelt. Einzig die Dattelpalmen waren geblieben und lieferten neben Handel und Salzabbau die Grundlage für die wirtschaftliche Prosperität des Ortes.
Seine Blüte erlebte Tichitt wesentlich später als etwa Oualata, erst im 17. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen die eindrucksvollen Wohnhäuser und die lokale Moschee.
Trotz seiner UNESCO-Anerkennung hat das heutige Tichitt ein ernstes Problem. Wo sich die traditionellen Steinhäuser optisch kaum noch von der Wüste unterscheiden, werden sie langsam von ihr verschluckt. Ohne Unterstützung von außen werden die Stadt, ihre unersetzliche Architektur und die Geschichte zu Sand werden. Die in der Bronzezeit begonnene Geschichte könnte somit ein langsames Ende finden. Tourismus stellt hier daher immer auch zweierlei dar: Die Möglichkeit, eine Stadt vielleicht zum letzten Mal zu sehen. Und die Chance, ganze Familien für ehrliche Arbeit zu unterstützen. Ob Fahrer, Herbergen-Besitzer, Marktverkäufer, Museumskuratoren – von einem auch nur eintägigen Besuch profitieren mehr Menschen, als man gemeinhin vermuten würde.
Tichitt bietet uns eine ideale Möglichkeit, den Süden Mauretaniens kennenzulernen. Im Winter haben Sie sogar die Chance, eine der Kamelkarawanen kennenzulernen, die das Salz in weit entlegene Gegenden transportiert. Wir empfehlen einen eintägigen Aufenthalt in Tichitt. Für die Reise wichtige Info: Die lokale Tankstelle führt nicht immer zuverlässig Benzin. Hier sollte entsprechend in Tidjikja vorgesorgt werden. Der oben erwähnte Flugplatz liegt einen Kilometer südöstlich der Innenstadt. Er verfügt über keine asphaltierten Start- und Landebahnen und wird daher – wenig überraschend – für Linienflüge nicht genutzt.