Wenigen Städten Mauretaniens kam in ihrer Geschichte eine ähnliche Bedeutung zu wie dem südlich von Timbédra gelegenen Koumbi Saleh. Nur 35 km von der malischen Grenze entfernt ist der Ort kulturell der historisch vielfältigen Großlandschaft Sudan zuzurechnen, die Zentrum verschiedener afrikanischer Großreiche war. Als mutmaßliche Hauptstadt des Ghana-Reiches war die Stadt eingebettet in das weitreichende Netzwerk des Transsaharahandels. Mit einstmals schätzungsweise 20.000 Menschen war der Ort seinerzeit der größte in Westafrika. Vor allem die spätere Invasion der Almoraviden setzte der Blüte im 13. Jahrhundert ein Ende. Erst die französischen Ausgrabungen ab 1914 ließen die Stadt wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Im heutigen Koumbi Saleh gibt es neben wenigen Ruinen nur dorfähnliche Strukturen zu sehen. Der Weg lohnt sich nicht für jeden. Wir bieten Koumbi Saleh als Zusatzoptionen für unsere beiden Südtouren und Individualtouren an. Die Ruinen sind allerdings weitaus weniger beeindruckend als etwa Ouadane, weshalb wir den Besuch nur jenen empfehlen, die daran wissenschaftlich interessiert sind. Auf unseren Südtouren passieren wir auf dem Weg von Néma nach Ayoun el Atrous Timbédra ohnehin und könnten einen mehrstündigen bis eintägigen Abstecher Richtung Koumbi Saleh mit eventueller Übernachtung problemlos einrichten.
Wie viele Städte in Mauretanien können von sich behaupten, mal Hauptstadt eines Großreichs gewesen zu sein? Aoudaghost vielleicht und zwischenzeitlich sicher auch Azougui. Diese Ehre wurde nicht einmal Oualata zuteil, Koumbi Saleh hingegen schon. In dem fruchtbaren Land der Sudan-Region, die sich in weiten Teilen mit der heutigen Sahel-Zone deckt, entstanden zwischen den Flüssen Senegal, Niger, Schari und dem Weißen Nil einige von Afrikas Hochkulturen. Die Reiche Ghana, Mali und Songhai haben die Region tief geprägt. Heute ist Koumbi Saleh, die einstige Hauptstadt des Ghana-Reiches, der Region Hodh Ech Chargui in Mauretaniens Südosten zugehörig und liegt am südlichen Rand der Aoukar-Senke.
Erstmalige Erwähnung fand der Ort im 9. Jahrhundert. Anders als die UNESCO-Städte Chinguetti und Ouadane ist die Gründung unbeeinflusst von Berbern und Arabern verlaufen. Als Hauptstadt des Ghana-Reiches (früher: Wagadu) hatte der Ort seine Hochphase wohl im 10. bis 11. Jahrhundert. Dass Koumbi seinen Reichtum aber vor allem seiner Dominanz im transsaharischen Goldhandel verdankte und es zahlreiche Kontakte mit arabisch-berberischen Händlern gab, ist unbestritten. Auch Moscheen existierten. Zeitweise beherbergte Koumbi Saleh bis zu 20.000 Menschen und war damit die größte Stadt Westafrikas. Arabischen Quellen zufolge war der Ort zweigeteilt: in einem Stadtteil wohnten Gelehrte und Kaufleute, in dem anderen der ghanaische König samt Gefolge. Über jenen schrieb der arabische Geograf Ibn Hauqal einst sogar, er sei der reichste König der Welt.
Mit der Invasion der Almoraviden begann der Niedergang des Ghana-Reiches, später sollte Sundiata Keïta die Stadt erobern und zerstören. Sundiata Keïta begründete ein neues, noch größeres Reich in Westafrika – das Mali-Reich. Auch die Verlagerung des Transsaharahandels trug ihren Teil zum Niedergang Koumbis bei. Ähnlich wie sein nordwestlicher Nachbar Aoudaghost, spielte der Ort im Mali-Reich ab dem 13. Jahrhundert keine Rolle mehr und geriet allmählich in Vergessenheit. Erst mit dem französischen Kolonialismus kamen Anfang des 20. Jahrhunderts Archäologen, die die versandeten Ruinen freilegten und Koumbi Saleh wiederentdeckten. Heute ist Koumbi Saleh die größte Ausgrabungsstätte in ganz Mauretanien und befindet sich neben Aoudaghost und Azougui seit 2001 auf der UNESCO-Tentativliste.
Für heutige Besucher sind diese Ruinen der Hauptgrund für den Besuch. So gilt etwa die freigelegte und inzwischen teils restaurierte Moschee als die größte jener Zeit in ganz Westafrika. Auch das Säulendenkmal ist für Interessierte sehenswert. In der Nähe gibt es keine größere Stadt, in der Regenzeit aber ergrünt die Landschaft und ein Tamourt bildet sich in unmittelbarer Nähe zu den Ruinen. Auf Wunsch können wir einen Besuch in Koumbi Saleh problemlos in eine unserer Südtouren einbinden. Wir empfehlen einen maximal eintägigen Aufenthalt mit eventueller Übernachtung im Freien.