Speisen

In Vielfalt limitiert

Wie auch die mauretanische Geschichte ist die Küche von diversen Einflüssen geprägt. Vereinfacht gesagt: Ein bisschen Maghreb, ein bisschen Mali, ein bisschen Frankreich. Gegessen wird ohne Besteck, auf dem Boden und gemeinsam in der Gruppe – natürlich hat man dabei immer ein Stück Weißbrot in der Hand. Dinner for One? Niemals. Dem Essen kommt in der Tradition als verbindendes gesellschaftliches Element eine hohe Bedeutung zu. Dass alle aus einer großen Schale essen, ist dabei keineswegs unüblich.

Wer die Vielfalt der marokkanischen Küche erwartet, wird im südlichen Nachbarn schnell enttäuscht. Mauretaniens Speisekarte ist trotz der vielfältigen Prägung limitiert. Die typischen Obst- und Gemüsestände an der Straßenecke bieten meist exakt dieselben Güter: Äpfel, Bananen, Orangen, Nektarinen, Wasser- und Honigmelone, Tomate, Zucchini und natürlich Datteln. Die Dattel ist dabei eine der wenigen verbliebenen im Land produzierten Früchte und wird sogar exportiert. Anbauregionen sind vor allem Atar und Tidjikja. Die Dattel wird zu praktisch jedem Essen als Snack gereicht.

Die größte Varietät weist noch die Küstenregion auf, in der Fisch in verschiedener Form zu einem der Hauptgerichte zählt. Zwar lässt sich mit viel Glück auch in Chinguetti, Atar oder Tidjikja Fisch essen, aber der Transport dorthin ist aufwendig. Und so bleibt das Angebot der Wüste eher nomadisch.

Reis, Fisch, Fleisch, Croissants

Das bekannteste Fischgericht ist Maru Hout, das auch als Thieboudienne (Französisch) und Ceebu Jën (Wolof) bekannt ist. Maru Hout wird von allen Mauretaniern gegessen, ist aber kulturell eher mit der Soudans-Bevölkerung verbunden, die die Fischerei traditionell dominiert. Kein Wunder also, dass auch im Senegal Ceebu Jën zu den Nationalgerichten zählt. Für Maru Hout, das übersetzt schlicht Reis und Fisch heißt, lassen sich unterschiedliche Fischarten verwenden. Häufig ist aber die Dorade, die für die Zubereitung zunächst mit einer Kräutermischung gefüllt wird. Im Grunde ist ein Teller Maru Hout immer ein wildes Potpourri aus Zwiebeln, Möhren, Tomaten, Kartoffeln und allerlei Gemüse.

Da Mauretanier häufig Fleisch und gerne Reis essen, überrascht es nicht, dass auch Maru Diuk (Reis und Hühnchen) zu den beliebtesten Gerichten zählt. Daneben finden sich Rind, Ziege, Schaf und mitunter Kamelfleisch auf dem Teller. Statt Reis ist auch Couscous eine gern gesehene Zutat.
Gar nicht so anders in der Zusammensetzung und doch eindeutig maghrebinischer geprägt ist Tajine. Zubereitet in dem markanten gewölbten Tajine-Topf, besteht die Speise immer aus Zwiebeln, Fleisch und Kartoffeln, häufig noch aus weiterem Gemüse.

Im Zuge der Kolonialisierung haben auch französische Gerichte Einzug in die mauretanische Küche gehalten. Croissants sind ein beliebter Teil des Frühstücks, Crêpes können süß oder auch in Kombination mit anderen Gerichten herzhaft gegessen werden. Bei aller Beschränkung lassen sich die Einflüsse auch gut kombinieren: Crêpes mit Couscous und Tajine sind keine Seltenheit.
Natürlich kann man in Mauretanien auch modern essen. Wer Burger, Pizza und Pasta präferiert, kommt in allen größeren Städten ganz auf seine Kosten. Kulinarisch interessant sind auch die libanesischen und syrischen Restaurants in Nouakchott und Nouadhibou.

Kalt- und Heißgetränke

Nun kommt in einem Land, das so von Hitze und Sand geprägt ist, dem Trinken eine besondere Bedeutung zu. Dabei spielt der Tee eine so entscheidende Rolle, dass er aus der täglichen Gesellschaft heute nicht wegzudenken ist. Er ist inzwischen Nationalsymbol geworden und man mag sich kaum vorstellen, dass er erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus Marokko eingeführt wurde. Die Mauretanier haben die Teetradition verinnerlicht und perfektioniert. Dabei ist guter Tee ein stark gezuckertes Statussymbol und die richtige Zubereitung Handwerk und Kunst zugleich. Ein bewanderter Teemacher ist in seinem ansehnlichen Können schon beinahe mit einem Barkeeper zu vergleichen, der Flaschen jonglierend seine Gäste beeindruckt. Beim Tee gibt es wichtige Konventionen. Hat der Teemacher ausreichend Schaum kreiert? Wem wird das erste Glas angeboten? Reinigt er die Gläser nach jeder Runde? Und vor allem trinkt man immer drei Gläschen. Ein wichtiges mauretanisches Sprichwort: "Das erste Glas ist bitter wie das Leben, das zweite stark wie die Liebe und das dritte sanft wie der Tod".

Das Erfrischungspendant zu Tee ist übrigens Zrig, dem im Landesinneren auch Coca Cola noch nicht den Rang abgelaufen hat. Diese stark verdünnte und gezuckerte Milch unterschiedlicher tierischer Herkunft ist nach einem heißen Tag in der Wüste ideal und wird ebenfalls vorzugsweise in der Gemeinschaft konsumiert.

Einreise

Sind die Landwege aus Marokko und Senegal nach Mauretanien derzeit offen? Welche Airlines fliegen das Land in Corona-Zeiten an? Diese und andere Fragen beantworten wir in unserem FAQ.
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