Willkommen in Oualata, oder wie manche sagen, der schönsten Stadt Mauretaniens. Hier, wo schon der berühmte Ibn Battūta verweilte, liegt das am schwersten erreichbare Weltkulturerbe des Landes. Der Ksar befindet sich im Südosten, in der Region Hodh Ech Chargui, östlich der Aoukar-Senke. Im 14. Jahrhundert war Oualata eine der bedeutendsten Städte des Transsaharahandels und zugleich wichtiges religiöses Zentrum. Weiterhin war die Stadt ein beliebter Ausgangspunkt für Hadsch-Pilger. Doch auch heute noch legen die zahlreichen reich verzierten Lehmbauten Zeugnis von früherem Reichtum ab. Wandbemalungen und Ornamente an Türen und Hauswänden sind stilbildend für den 14.000-Einwohner-Ort im Südosten. Dabei sind diese keineswegs nur dekorativ gemeint, vielmehr wird ihnen magische Bedeutung nachgesagt. Den historisch interessierten Besucher könnte ein Besuch im Manuskript-Museum interessieren. Sehenswert sind ebenfalls die Moschee sowie der in der Nähe gelegene Friedhof von Tirzet. Oualata ist übrigens nach wie vor sehr lebendig. Neben dem Markt und dem lokalen Handel existiert immer noch eine bedeutende Koranschule, die allerdings als elitäre Institution nur einem kleinen Schülerkreis von jährlich 20 neuen Personen offensteht. Oualata ist eines der Highlights unserer zweiwöchigen Südtouren. Vor Ort lassen sich sowohl eine Kameltour als auch ein 4x4-Trip in die Umgebung problemlos organisieren. Trotz seiner Bedeutung ist Oualata übrigens keineswegs von Touristen überlaufen. Seien Sie sich also sicher, dass die Bewohner Ihren Aufenthalt als Ereignis empfinden.
Die kulturell wichtigste Stadt in Mauretaniens Süden hatte viele Namen im Verlauf ihrer langen und wechselvollen Geschichte. Walāta, Guelata, Iwalatan, Oualet und auch Bīru. Neben Chinguetti, Ouadane und Tichitt hat Oualata seit 1996 den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes inne.
Lange vor der Stadtgründung war das Dār Oualata als Teil der Tichitt-Kultur Ort jahrtausendelanger Besiedlung an den Rändern der Aoukar-Senke. Noch heute lassen sich Pfeilspitzen und Reibschalen in der Gegend finden. Gegründet wurde Oualata schließlich vermutlich im 7. Jahrhundert als Teil des Ghana-Reiches. Anders als die Städte in der Adrar-Region lag Oualata nie im almoravidischen Einflussbereich und war stattdessen wesentlich stärker von seiner Nähe zum Malireich geprägt. Eingesponnen in ein Netz, das kulturell und wirtschaftlich von Timbuktu bis Tunis reichte, war der Ort einer der bedeutendsten im Transsaharahandels, zeitweise gar ein eigenes kleines Königreich. Der Handel von Gold, Salz, Datteln und Kleidern, aber auch Sklaven wurde hier vollzogen. Der Reichtum zog Gelehrte und Pilger an, die von hier aus die Hadsch nach Mekka begannen. Mit dem Kamel sind es 6 Monate. Gute Gründe also für den berühmten Reisenden Ibn Battūta, sich hier für 55 Tage niederzulassen und die Bewohner und den Reichtum Oualatas in seinen Schriften zu preisen.
So wie aber der Aufstieg Oualatas mit dem Niedergang Aoudaghosts im 13. Jahrhundert zusammenhängt, so fand auch Oualata nur zwei Jahrhunderte später seinen Nachfolger in Timbuktu. Schon um 1510 schrieb der Diplomat Leo Africanus, dass Oualata nunmehr kaum noch aus drei bewohnten Dörfern bestünde. Ein erneutes Aufblühen erlebte die Stadt im 17. Jahrhundert, als auch Tichitt und Tidjikja gegründet wurden. Der endgültige Einflussverlust erfolgte dann durch die Route de l´Espoir – Néma nahm fortan den Platz als wichtigste Stadt Ostmauretaniens ein.
Nun liegt viel der einstigen Pracht im Sand begraben. Doch die Medaillons, Ornamente und Wandbemalungen auf Türen und Wänden der lehmverputzten Häuser sind nach wie vor reizvoll und verleihen der Stadt am Berghang ihr einzigartiges Äußeres. Auch das Manuskript-Museum, die Moschee und der Friedhof von Trirzet sind interessant für Besucher. Oualata ist übrigens nach wie vor sehr lebendig. Die letzte Volkszählung ergab knapp 14000 Einwohner, es existiert immer noch eine bedeutende Koranschule, die indes nur einem kleinen Schülerkreis aufgeschlossen ist. 20 internationale Schüler werden jährlich aufgenommen.
In und um Oualata lassen sich spannende Trips erledigen. Die Gegend ist faszinierend und gut etwa mit einem Kamel erkundbar. Auch 4x4-Touren können wir einrichten. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit verzeichnet die Gegend um Oualata wesentlich weniger Touristen als die Adrar-Region. Ihre Ankunft dürfte also eine Besonderheit darstellen. Eine geplante zweiwöchige Route führt von Nouakchott über die Region Tagant mit Tichitt und Tidjikja bis Oualata, im Anschluss über Néma und die Städte des Südens wieder zurück.