Das Wichtigste vorweg. Nouadhibou ist nicht New York, Nairobi oder Neu-Delhi. Nein, tatsächlich ist der Ort auf der Halbinsel Ras Nouadhibou in puncto Einwohnerzahl eher mit dem beschaulichen Pforzheim vergleichbar. Warum aber führen wir den Platz des Schakals, wie die Stadt übersetzt heißt, dann unter Metropolen auf? Na, ganz einfach. Nouadhibou ist die wirtschaftlich bedeutendste Stadt Mauretaniens. Sein Port Minéralier südlich der Stadt dient der Verschiffung des Eisenerzes, das der Zug dreimal täglich aus den Bergwerken von Zouérat und Umgebung bringt. Neben dem Export von Eisenerz, Gold, Kupfer, Erdöl, Gips, Salz und Stahl ist die Fischerei der wichtigste Ertragszweig von Stadt und Land. Die Küstengewässer Mauretaniens zählen trotz starker Überfischung zu den fischreichsten der Welt. In der Stadt selbst ist vor allem der Port Artisanal äußerst sehenswert. Daneben sollten auch der Steilhang Table Remarquable, das Cap Blanc mit seinen Mönchsrobben und der Strand Kabanou als Sehenswürdigkeiten nicht unerwähnt bleiben. Ein Ausflug nach Nouadhibou kann den Beginn oder das Ende der Mauretanien-Reise darstellen. Auch lässt er sich gut mit unserer NATIONAL PARKS TOUR verknüpfen. Und wer den Adrar mitsamt abenteuerlicher Abschluss-Zugfahrt kennenlernen will, kommt um Nouadhibou ohnehin nicht umhin. Staubgeschwärzt wird man dabei nach der Zugfahrt erst einmal mit dem Taxi vom Bahnhof direkt in die Dusche kutschiert, bevor es nach einem Mittagessen zur Stadtbesichtigung geht. Wir empfehlen die Besichtigung mit nicht mehr als einer Übernachtung.
Nouadhibou ist die zweitgrößte Stadt Mauretaniens und zugleich das eigentliche wirtschaftliche Zentrum. Ähnlich wie bei Nouakchott, Atar und Tidjikja ist die Geschichte der Stadt eng mit der französischen Kolonialgeschichte verknüpft.
Das 1905 in Französisch-Westafrika als Port-Etienne gegründete Nouadhibou sollte eine Konkurrenz zu den spanisch kontrollierten Städten weiter nördlich – im heutigen Westsahara – darstellen. Die Bedeutung des Fischereihafens wuchs mit der Modernisierung seiner Boote, oft mit französischen oder spanischen Geldern. Der Transport von Erdöl und Eisenerz durch den Hafen trug zum wirtschaftlichen Wachstum bei.
Doch neben dem Export von Rohstoffen ist die Fischerei auch heute noch einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Nouadhibou. Täglich kommen die lokalen Fischer gegen 17 Uhr mit ihrem Fang zurück. Dabei gibt es nach wie vor Mauretanier und Senegalesen, die vom Port Artisanal mit den klassischen Einbaum-Pirogen in See stechen und ihren Fisch anschließend auf dem Markt verkaufen. Gleichermaßen gibt es aber auch größere – oft verrostete – Kähne, mit denen industrieller Fischfang möglich ist. Diese starten von dem Port autonome aus, der mit dem Port Artisanal den städtischen Fischereihafen bildet. Die industriellen Boote fangen und verarbeiten ihren Fisch häufig im Auftrag chinesischer Unternehmen. Auch vergibt der mauretanische Staat Konzessionen an ausländische Konzerne, damit diese in großem Stil ebenfalls vor der Küste – meist außer Sichtweite der Stadt – fischen können.
Nahezu alle Sehenswürdigkeiten Nouadhibous befinden sich am Hafen. Besucher interessieren sich vor allem für den Port artisanal mit seinen hunderten Pirogen. Einst existierte hier auch noch der Schiffsfriedhof, auf dem über 100 Großkähne über Jahrzehnte ungestört im Wasser vor sich hin rosteten. 2006 allerdings begann die EU mit der Beseitigung dieser Umweltsünde.
Nouadhibou ist von Westsahara (de facto Marokko) kommend die erste Anlaufstelle in Mauretanien. Die Stadt bietet einen guten ersten Eindruck von der Vielfalt des Landes. Ungeschönt zeigt sich hier, wie Menschen ihr tägliches Brot verdienen. Am Hafen gibt es viele Arbeiter aus dem Senegal und Mali. Zwischen dem wirtschaftlichen Zentrum und der Hauptstadt existiert eine für mauretanische Verhältnisse gut ausgebaute Schnellstraße. Auf dem Weg liegt der Nationalpark Banc d´Arguin, den sich selbst Naturbanausen nicht entgehen lassen sollten. Nouadibou ist in jede unserer Adrar-Reisen als Endpunkt der Zugfahrt eingebunden und kann ebenfalls mit anderen Touren kombiniert werden, etwa der NATIONAL PARKS Tour.